Gemeindebrief Juni – Juli 2019

Liebe Leserinnen und Leser,

Kirche und Gemeinde Eigentlich setzt sich ja unsere Evangelische Kirche aus den Gemeinden zusammen. Aber manchmal sind große Kirche und kleine Gemeinden so weit auseinander, dass es problematisch wird. Beispiel: Zur „Woche für das Leben“ hat der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Heinrich Bedford-Strohm gepredigt. Dabei „prangerte“ er ein „frühes Versagen“ unserer Kirche „im Umgang mit Selbsttötung an“. Das Inhaltsverzeichnis war eine Nachricht auch für die Tagespresse. Die NRZ brachte sie groß auf der ersten Seite. Hat Kirche da versagt? Sicher überblicke ich nicht alles.

Aber ich habe, so meine ich, in den 50er Jahren mal davon gehört, dass ein Mensch, der sich selbst das Leben genommen hat, nicht auf einem kirchlichen Friedhof bestattet wurde. Schon in meinem Studium ab 1968 war allen Theologen klar, dass natürlich auch diese Menschen in den Bereich der Liebe Gottes fallen. Und selbstverständlich gehört es zur Ausbildung und zur Praxis jeden Pfarrers, dass er sich mit dem Thema beschäftigt, Menschen mit Selbstmordgedanken begleitet, möglicherweise Angehörigen beisteht, und natürlich auch einen Menschen bestattet, der sich selbst das Leben genommen hat.

Das ist also gängige Praxis seit etlichen Jahrzehnten. Hilft es irgendjemandem, wenn dann aufgeführt wird, dass vor recht langer Zeit die Erkenntnisse und das Verstehen von Menschen noch nicht so weit waren? Ich denke nicht. Aber manche Theologen haben keinen guten Tag, an dem sie nicht mahnen und warnen.

Dabei gehört es doch zum Leben, dass wir immer mal wieder ein bisschen klüger werden, jede und jeder einzelne und auch Institutionen. Das wäre sonst traurig und „anzuprangern“. Alles Gute!

Lothar Lachner